Hevesy, Georg von (George de, György), Chemiker, Naturforscher, Nobelpreisträger

*1. Aug. 1885, Budapest, isr., ab ca. 1903 r.-k., +5. Juli 1966, Freiburg i. Br.; Begräbnis in Freiburg, Umbettung 2001 nach Budapest

 

V Ludwig [Lajos] David Bischitz, 1895 geadelt als Bisicz de Heves, ab 1906 Hevesy de Heves, Direktor d. Oberungarischen Berg- u. Hüttenwerks-AG in Budapest (1851-1920);

M Eugenie (Jenny) geb. Schossberger de Tornya (1857-1931);

G 7: Wilhelm (Vilmos) (1877-1945), Ingenieur; André (Andor) (1879-1955), Schriftsteller; Edmund (Ödön) (1881-1963), Unternehmer; Paul (Pál) (1883-1988) [sic!], Diplomat; Klara (1894-?), verh. von Kitzinger; Hanna (1896-1945); Charlotte (Saroltat) (1897-1965), verh. Gerlozy;

∞ 25. Sept. 1924 in Kopenhagen Anna Sofia Pia Riis (1902-1979);

K 4: Jenny (*1926) verh. Arrhenius; Georg Ludwig (*1928); Ingrid (*1931); Pia (*1939), verh. Barone

 

1895-1903                                     Besuch des Gymnasiums des Piaristenordens zu Budapest

1903-1908                                     Studium in Budapest (WS 1903/04, SS 1904), TH Berlin (WS

                                   1904/05), Freiburg (SS 1905-SS 1908)

1908 XII 10                  Promotion in Freiburg bei Georg Meyer; Diss.: "Über die schmelzelektrolytische Abscheidung d. Alkalimetalle aus Ätzalkalien u. die Löslichkeit dieser Metalle in d. Schmelze"

1909-1910                  Forschungsarbeiten bei R. Lorenz in Zürich u. (3 Monate) bei Fr. Haber in Karlsruhe

1911-1912                  Unbezahlter Forschungsassistent bei E. Rutherford, Univ. Manchester

1913 I 28                     Habilitation an d. Univ. Budapest; H.-vortrag: "Eigenschaften des Elektrons u. Struktur d. Atome"

 

1915 VI -1918 XII         Militärdienst in Budapest u. Besztercebanya (Nordungarn)

1919 I-XI                      Professor an d. Univ. Budapest

1920 IV-1926 IX           Wissenschaftliche Arbeit in Kopenhagen im Physikalisch-Chemischen Laboratorium von J. N. Brönsted u. an Bohrs Institut f. Theoretische Physik

1926 X-1934 IX           Planmäßiger a.o. Professor f. Physikalische Chemie an d. Univ. Freiburg "unter Verleihung der Amtsbezeichnung und der akademischen Rechte eines o. Professors". Antrittsrede (9. Jan. 1928) "Die Bedeutung des Grundstoffbegriffs"

1934 X-1943 X            Wissenschaftliche Arbeit am Bohrs Institut für Theoretische Physik in Kopenhagen

1943 X-1961               Wissenschaftliche Arbeit am Institut für Organische Chemie d. Univ. Stockholm

1965                            Umsiedlung nach Freiburg

1966 IV                        Eröffnungsrede an d. Konferenz über Strahlungshämatologie an d. Päpstlichen Akad. d. Wiss.; Audienz beim Papst

 

Ehrungen (Auswahl): Mitglied d. Heidelberger Akad. d. Wiss. (1926), d. Royal Society of London (1939), d. Schwedischen Akad. d. Wiss. (1942), d. Päpstlichen Akad. d. Wiss. (1961); 14 Ehrendoktorate, u. a. Freiburg (1948 nat., 1959 med.); Ehrenmitglied d. Royal Institution, London (1948), d. Deutschen Bunsen-Ges. (1951), d. Schwedischen Medizinischen Ges. (1952), d. Ges. f. Nuklearmedizin in Freiburg (Mitbegründer, Ehrenpräsident, 1963); Nobelpreis f. Chemie f. das Jahr 1943 (1944); Copley Medal of the Royal Society (1949); Orden Pour le mérite f. Wissenschaften u. Künste (1957); Atom for Peace Award (1959)

  

H. wurde als György Bischitz in eine reiche und angesehene Familie geboren. Seine Eltern, beide judischer Abstammung und fast assimiliert, gehörten zu den neuen aristokratischen Kreisen in Ungarn. H., wie auch seine Brüder, wurde in einer privaten katholischen Lehranstalt streng erzogen. Diese Erziehung machte H. fürs Leben äußerst zurückhaltend: Er konnte über den kleinen Dingen des Alltags stehen und zeigte niemals das Innere seines Herzens. Seine langjährige Mitarbeiterin Hilde Levi bezeugte: "Ich hatte H. nie lachend gesehen". Für immer hatte er eine aristokratische Ironie gewählt. Dabei war er äußerst höflich und taktvoll.

 

Seit seiner Schulzeit war H. von zarter Gesundheit, vom Sportunterricht war er befreit. Während seines ganzen Lebens hielt sich H. jedoch möglichst fit durch Bewegung sowie durch rechtzeitige Erholung und Kur. Der Reichtum der Familie ermöglichte ihm dies wie auch öfteren Wechsel der Arbeitsorte und viele wissenschaftliche Reisen. (Das Familienvermögen in Ungarn wurde 1945 enteignet; seitdem hat H. sein Heimatland nie besucht trotz seiner Wahl zum Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und mehreren Einladungen).

 

Im Gymnasium genoss H. einen naturwissenschaftlichen Unterricht von sehr hohem Niveau, dies bedingte seine Entscheidung für eine wissenschaftliche Laufbahn.

Nach zwei Semestern in Budapest wechselte er nach Berlin, dann aber, wegen des schlechten Klimas, weiter nach Freiburg, wo sein Bruder Edmund Wirtschaftslehre studierte. H. wählte Physik als Hauptfach, Chemie und Mathematik als Nebenfächer. Seine Dissertation galt allerdings der physikalischen Chemie. Sie schloss ziemlich schwierige Experimente mit geschmolzenem Natriumoxid bei Temperaturen bis 800ein. Nach der Promotion ging H. nach Zürich, um das chemische Verhalten geschmolzener Salze weiter zu erforschen. Hier lehrte R. Lorenz, der damalige Experte in diesem Fachgebiet. H. bekam seine erste bezahlte Stelle als Assistent im Chemischen Institut der ETH.

Im folgenden Jahr ging Lorenz nach Frankfurt. H. folgte ihm nicht, versuchte aber bei Haber in Karlsruhe zu arbeiten, entschied sich jedoch bald für ein neues Gebiet bei E. Rutherford in Manchester: Radioaktivität.

 

Im Herbst 1911 stellte ihm Rutherford die Aufgabe, sog. Radium D von dem lästigen Blei zu trennen. Dass Radium D einfach eine radioaktive Abart (Isotop) des Bleis ist, wusste man damals nicht. So blieben fast zweijährige Bemühungen H.s völliger Misserfolg. "Um das beste aus dieser deprimierenden Situation zu machen, entschied ich, Radium D als einen Indikator von Blei zu nutzen und so von seiner Untrennbarkeit vom Blei zu profitieren", so H. in seinem Nobelvortrag. Diese Idee wurde zuerst in der klassisch gewordenen Arbeit zusammen mit Fr. Paneth verwirklicht, wo beide die Löslichkeit der fast unlösbaren Bleiverbindungen gemessen hatten. Seitdem blieb H. bei der Grundidee der radioaktiven Indikatoren und suchte ständig nach neuen Anwendungen. Übrigens, wie er erzählte, benutzte H. die radioaktive Markierung zum ersten Mal nicht in der Chemie, sondern um in seiner Pension in Manchester zu überprüfen, ob nicht das Restfleisch vom Vortag aufgewärmt serviert wurde: Einmal gab er in die Essenreste ein radioaktives Material und am nächsten Tag war das Haschee radioaktiv!

 

In die Zeit von Manchester fällt die Freundschaft mit dem gleichaltrigen Niels Bohr, die "entscheidend", wie er selbst zugab, H.s wissenschafliche Laufbahn, ja sein Schicksal beeinflussen sollte. Bohr erzählte, H. habe ihn beeindruckt als "junger ungarischer Aristokrat" und Mann von Welt, der sich sehr geschickt mit dem anderen Geschlecht zu unterhalten verstand. Das Wichtigste aber war, dass H. die notwendigen chemischen Kenntnisse Bohr zur Verfügung stellen konnte. Es war bei ihren Diskussionen von März bis Juli 1912, dass sich bei Bohr die Grundidee seines berühmten Atommodells entwickelte. Als Bohr im September 1913 vor der "British Association for Advancement of Science" zum ersten Mal über sein Modell sprach, war H. auch dabei und half dem in Tagungen unerfahrenem Bohr zurechtzukommen.

 

1911 sorgte H. für die Anerkennung seines Doktordiploms an der Univ. Budapest, um sich 1913 zu habilitieren. In dieser Zeit pendelte H., gelegentlich mit gefährlichen Mengen von radioaktiven Stoffen, zwischen Budapest und Wien, wo er mit Fr. Paneth im Institut für Radiumforschung zusammenarbeitete. Das setzte er auch nach  Kriegsausbruch fort.

Im Juni 1915 sah sich H. jedoch gezwungen, sich beim Militär zu melden. Da er noch vor dem Ende des ersten Marsches ins Lazarett gebracht war, wurde er für den aktiven Militärdienst als untauglich erklärt. Man bestellte ihn als Gehilfen in die Röntgenabteilung eines Lazaretts, nicht weit von seinem Haus. Im Juni 1916 wurde er als technischer Aufseher in die Ungarische Zinnschmelze im Süden von Budapest versetzt mit der Aufgabe, die Kupferelektrolyse in Betrieb zu nehmen. Trotz vieler Schwierigkeiten gelang ihm das. Noch mehr: während seine^s Militärdienstes fand er Zeit und Kraft für wissenschaftliche Arbeit, insbesondere über die sog. Selbstdiffusion in Blei - und benutzte wieder radioaktives Blei dafür.

In der im November 1918 entstandenen Republik Ungarn wurde H. zuerst als a.o. Professor für physikalische Chemie, im Januar 1919 als Direktor des II. Physikalischen Instituts und im April 1919 auch des I. Physikalischen Instituts der Universität Budapest berufen. Aber "ein weißer Terror folgte dem roten", so H., und im Dezember 1919 wurde ihm die Venia legendi entzogen.

Glücklicherweise lud ihn Bohr nach Kopenhagen, wo H. für sechs Jahre eine Heimat fand. In Kopenhagen arbeitete H. zuerst mit J. N. Brönsted an der Universität über die Trennung der Isotopen von Quecksilber und Chlor. Als Bohrs Institut 1921 fertig war, bekam H. dort Arbeitsräume und begann die Suche nach Element Nr. 72, das laut Bohr'scher Theorie zur vierten Gruppe des Periodensystems gehörte. H.s Intuition und seine umfassenden chemischen Kenntnisse, wie auch die glückliche Zusammenarbeit mit dem Physiker D. Coster machten die Entdeckung Ende 1922 möglich. Sie bestätigte die Theorie von Bohr. Das neue Element, Hafnium genannt, brachte H. großen Ruhm.

 

Im Niels-Bohr-Institut wurde H. lediglich mit einem Stiftungsstipendium bezahlt. Als Institutsforscher fühlte er sich verpflichtet, stets beste wissenschaftliche Leistungen zu produzieren, was von einem Universitätsprofessor nicht so selbstverständlich verlangt wird. Wegen der hohen Belastung verließ H. der Gedanke an einen Lehrstuhl in Deutschland nicht, besonders nach der Gründung der eigenen Familie. Eine gute Möglichkeit stellte sich dar, als Ende 1925 ein Ruf von der Univ. Freiburg kam. H. nahm den Ruf an unter Bedingung der Modernisierung des Physikalisch-chemischen Instituts und des Schaffens von Assistentenstellen.

 

In Freiburg las H. die "Einführung in die physikalische Chemie" und Kurse über "Elektrochemie", "Radioaktivität" und "Atombau und Chemie". Gleichzeitig führte er vielseitige Forschungen mit seinen Assistenten und Doktoranden durch. Nach wie vor

reiste H. viel. Außer zahlreichen Fahrten innerhalb Deutschlands und Europa (England, Frankreich, Österreich, Ungarn) waren es Reisen im Juni-September 1929, um bei der Jahresversammlung der "British Association for Advancement of Science" in Süd-Afrika teilzunehmen, und im WS 1930/31 nach den USA und Japan: Er hatte eine Baker-Gastprofessur für Chemie an der Cornell-Universität inne und hielt Vorlesungen über die chemische Analyse mittels Röntgenstrahlen.

H. glaubte seine endgültige Position in Freiburg gefunden zu haben; wie er nach dem Tod seiner Mutter schrieb (1931), "Wenn Freiburg bisher zu etwa 75% meine Heimat war, wird es nun mehr bis zu 100% sein". 1933 wurde das zur Illusion. Als ungarischer Staatsangehöriger konnte H. noch einige Zeit arbeiten und seine Angelegenheiten abschließend ordnen. Im Sommer 1933 vereinbarte er mit Bohr seine Rückkehr ins dessen Institut und bereitete über 13 Monate seinen Umzug vor.

 

Diesmal kam H. nach Kopenhagen als angesehener Professor. Sein besonderes Anliegen war es, mit radioaktiven Indikatoren biologische Vorgänge zu verfolgen. Schon 1923 führte er hier eine Pionierarbeit über die Adsorption und den Transport von Blei in Pflanzen durch. Mit den toxischen schweren Metallen gab es jedoch nur sehr beschränkte Möglichkeiten für biologische Anwendungen. Die Entdeckung von künstlichen Radioisotopen, wie z. B. Phosphor-32 (1934), erlaubte H. ein Neuland zu erschließen. In Zusammenarbeit mit dem Arzt O. Chiewitz wurde das erste sensationelle Ergebnis gefördert, dass nämlich die Skelettbestandteile ständig erneut werden. H. konnte eine breite Kooperation mit Botanikern, Zoologen, Physiologen und Ärzten schaffen und gleichzeitig die nötigen Kenntnisse in Biologie und Medizin nachholen. Verschiedene Richtungen in diesen Forschungen sind zu nennen: Vorgänge in Knochen und Zähnen; Verhalten der phosphororganischen Verbindungen in lebendigen Organismen, Erforschung der Erythrozyten, des Metabolismus' des Eisens, Verhalten der Nukleinsäuren; Stoffwechsel in Pflanzen u.v.m.

Bohr war an H.s Forschungen sehr interessiert: Er erwartete davon eine tiefere Einsicht in das Phänomen des Lebens. So unterstützte er sie. Bemerkenswert ist, dass die beiden größten Leistungen H.s - die Entdeckung des Hafniums und die Entwicklung der Methode der radioaktiven Indikatoren - in die Jahren fallen, als H. bei Niels Bohr in Kopenhagen arbeitete: So wirkte das dortige wissenschaftliche "Kraftfeld".

Als am 9. April 1940 Dänemark durch deutsche Truppen besetzt wurde, unterbrach H. seine Arbeit für einen Tag, um die im Institut aufbewahrten goldenen Nobelmedaillen von J. Franck und M. von Laue zu retten - und damit auch Laue selbst, weil die Ausfuhr von Gold aus dem Reich streng strafbar war. H. hat diese Medaillen in Königswasser gelöst und die Flasche mit der Lösung in demselben Safe gelassen. Nach dem Krieg hat man dieses Gold wieder hergestellt.

31/2 Jahre arbeitete H. im besetzten Dänemark unbehindert weiter, aber mit der Verschärfung der Verhältnisse floh er mit einem Fischerschoner im Oktober 1943 nach Stockholm, wo er seit 1938 mit dem Biochemiker H. von Euler-Chelpin (Nobelpreis 1929) zusammenforschte. Hier ließ er sich mit seiner Familie fast bis zum Lebensende nieder.

Im Herbst 1944 wurde der Nobelpreis in Chemie H. verliehen "für seine Arbeiten über die Anwendung der Isotope als Indikatoren bei der Erforschung chemischer Prozesse". Dies öffnete ihm das Anrecht für die schwedische Staatsangehörigkeit. Im Frühjahr 1945 täuschte H. seinen ungarischen Pass gegen den schwedischen. Anfang 1947 nahm H. seine Reisetätigkeit durch Europa und auch Amerika wieder auf. Wie früher konnte er eine umfassende internationale Kooperation organisieren, unter Einschluss Freiburgs einschließend. H.s Verhältnis zu Freiburg ist in der Geschichte der Universität als "Musterfall für eine geglückte Aussöhnung" beschrieben. Das kam insbesondere in der Tatsache zum Ausdruck, dass H.s verspätetem Antrag auf Wiedergutmachung (vom 30.6.1954) stattgegeben wurde.

 

Mit 76 Jahren beendete H. seine experimentellen Forschungen, setzte aber die literarische Arbeit fort: Außer einigen Vorträgen besorgte er kommentierte Sammlungen seiner Artikel. 1963 nahm er, zusammen mit Prof. L. Heilmeyer, Direktor der Freiburger Universitätsklinik, an der Gründung der Gesellschaft für Nuklearmedizin in Freiburg teil.

1964 diagnoszierte Heilmeyer bei H. Lungenkrebs. Er nahm den Kranken großzügig in seine Klinik, wo H. auch seinen 80. Geburtstag feiern konnte. H. hielt sich tapfer bis zum Ende, im April 1966 fuhr er, in Begleitung eines Arztes, nach Rom, wo er die Eröffnungsrede vor einer Konferenz in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften hielt und anschließend, was ihm sehr wichtig war, Audienz beim Papst hatte. Als H. starb, gab ihm die gesamte Fakultät samt allen Dekanen und dem Rektor im Talar das letzte Geleit.

 

Im langen Leben H.s ist seine physische und geistige Beweglichkeit auffallend, einschließlich seiner unglaublichen Fähigkeit, sich den immer wieder wechselnden Umständen anzupassen und rastlos weiter zu forschen. In seinen mehr als 420 Publikationen verstand er seine Ergebnisse in verschiedenen Versionen und auch in verschiedenen Sprachen weltweit zu veröffentlichen. Ein Grund dafür war, dass H., mit Ausnahme der Freiburger Jahre, nur durch Unterstützung verschiedener Stiftungen oder in Kooperation mit anderen Laboratorien forschen konnte. Von seinen großen Leistungen ist die Methode der radioaktiven Indikatoren die größte. H. selbst initiierte deren Anwendungen in der Biologie und Medizin. Von seinen 100 gesammelten Artikel über diese Methode, die unter dem Titel "Abenteuer in radioisotoper Forschung" 1962 erschienen, sind 85 eben der Biologie und Medizin gewidmet, so dass man ihn als "Vater der nuklearen Medizin" zu Recht bezeichnete. Diese Methode ist H.s höchstes Verdienst um die Menschheit.

 

Q StA Freiburg (Meldekarten H.); UA Freiburg: D 29/16/4090 (Promotion); B 24/13-78 (Personalakten); B 15/112 (Fakultätsakten, 1933); B 15/587 (Besetzung der Professur f. physik. Chemie); UA Heidelberg: Rep. 14, Nr. 186, 189, 198 (Briefwechsel mit K. Freudenberg, 1923-1960).

 

W Radioaktive Methoden in der Elektrochemie, Physik. Zs. 13, 1912, 715-719; (mit Fr. Paneth) Die Löslichkeit des Bleisulfids u. Bleichromats, Zs. f. anorg. Chemie, 82, 1913, 323-328; Radioelements as indicators in chemistry and physics, Report of the 83rd Meeting of the British Association for the Advancement of Science, 1913, p. 448f; (mit Fr. Paneth) Zur Frage d. isotopen Elemente, Physik. Zs. 15, 1914, 797-805, 16, 1915, 45-51; (mit J. Gróh) Die Selbstdiffusionsgeschwindigkeit des geschmolzenen Bleis, Ann. d. Physik, 63, 1920, 85-92; (mit J. Gróh) Die Selbstdiffusion in festem Blei, ebd., 65, 1921, 216-222; Über die Auffindung des Hafniums u. den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse von diesem Element, Berr. d. Dt. Chem. Ges. 56, 1923, 1503-1516; (mit Fr. Paneth) Lehrbuch d. Radioaktivität, 1923 (russ. Übersetzung 1923, erweiterte engl. Übersetzung 1926), ²1931 (überarbeitete engl. Übersetzung 1938); Das Element Hafnium, 1927; Die seltenen Erden vom Standpunkte des Atombaues, 1927; Richard Lorenz. Erinnerungen aus den Zürcher Jahren, Helvetica Chimica Acta, 13, 1933, 13-17; Chemical analysis by X-rays and its applications, 1932; Materientransport in festen Körpern, Zs. F. Elektrochemie, 39, 1933, 490-500; D. schwere Wasserstoff in d. Biologie, Naturwiss., 23, 1935, 775-780; (mit H. Levi) Artificial radioactivity of dysprosium and other rare earth elements, Nature 136, 1935, 103; (mit O. Chiewitz) Radioactive indicators in the study of phosphorus metabolism in rats, ebd., p. 754f; Some applications of isotopic indicators, Nobel Lecture, Les Prix Nobel en 1940-1944 (Stockholm, 1946), p. 95-127; Radioactive indicators. Their application in biochemistry, animal physiology and pathology, 1948 (Übersetzung ins Russisch, 1951, ²1954); The application of radioactive indicators in biochemistry (Faraday Lecture), Journal of the Chemical Society (L.), 1951, p. 1618-1639; Fritz Paneth ? 70 Jahre, Physik. Blätter, 13, 1957, 414; Gedenkworte für Heinrich Wieland, Orden Pour le mérite f. Wissenschaften u. Künste, Reden u. Gedenkworte, 3, 1958-1959, 13-18; Die Krebsanämie, Naturwiss. Rundschau, 11, 1958, 247-252; Radioaktive Markierung von Zellen, ebd. 12, 1959, 325-331; Adventures in radioisotope research. Collected papers, 2 vols., 1962;

 

L Poggendorffs Biographisch-literarisches Handwörterbuch V (1926), 534; VI, T. 2 (1937), 1108f; VIIb, T. 4 (1973), 1972-1978; VIII, T. 2 (2002), 1525 (mit Bibliographie); A. Faessler, H., NDB 9 (1972), 61f; F. Szabadváry, H., Dictionary of Scientific Biography, VI (1972), 365-367; E. Rancke-Madsen, H., Dansk Biografisk Leksikon, 6 (1980), 350-352; J. D. Cockcroft, G. de H., Biographical Memoirs of Fellows of the Royal Society, 13, 1967, 125-166 (B; Schriftenverzeichnis); O. Hahn, Gedenkworte auf G. v. H., Orden Pour le mérite f. Wissenschaften u. Künste. Reden u. Gedenkworte, 8, 1967, 45-54 (B auf d. S. 45); B. Karlik, G. v. H., Nachruf, Österr. Akad. d. Wiss., Almanach, 118, 1968, 261-267 (B); Hilde Levi, G. de H. Life and work. A biography, 1985 (Bilder; Schriftenverzeichnis); G. de H. 1885-1966, Festschrift, 1988 (Bilder; Schriftenverzeichnis); Siegfried Niese, G. von H. Wissenschaftler ohne Grenzen, 2005 (B).

 

B B. Karlik; H. Levi; S. Niese (vgl. L); 550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, 2007, Bd. 1, S. 270 (Archivphoto um 1930).