Schmidt, Ferdinand Alexander, Mediziner, Krebsforscher

*25.12.1923 Schaab (Sudetenland, heute Tschechische Republik), konfessionslos, gest. 26.01.2006 Weinheim

V Anton S. (1893-1974), Lehrer.

M Hilde-Luise, geb. Moos (1901-1974), Hausfrau

G 2: Hilde, verh. Pleiner (1922-2009), Sigrid (1926-2008).

∞ 1955 Berlin? Erika Valentin (*1933), Sängerin, geschieden 1984.

K 4: Uwe (*1957), Rechtsanwalt; Monika (*1959), verh. Ries, Lehrerin; Jan (*1961), Prof. Dr. med.; Ronald (1966-2016). Heilpädagoge.

∞ 1984 Ruth Mundner (*1929), Sängerin

              1930 IX – 1942 III                   Schulzeit im Sudetenland: 1930-1934 Volksschule in Soden bei Karlsbad; 1934-1940 Deutsches Staatsgymnasium in Karlsbad; 1940-1942 Oberschule in Brüx (heute Most, Tschechien). Abitur mit der Gesamtnote „gut“ im März 1942

               1942 III – 1945 V                    Kriegsdienst

               1946 X – 1951 V                    Medizinstudium an d. Univ. Greifswald. Medizinisches Staatsexamen am 17. Mai 1951 mit „sehr gut“ bestanden

              1951 X – 1960 IV                   Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medizin u. Biologie d. Deutschen Akademie d. Wissenschaften zu Berlin (DAW), Berlin-Buch, bis Ende 1953 an d. Abteilung d. Geschwulstforschung;. 1954 Jan. bis Sept. in d. Geschwulst-Klinik des Instituts; Vollapprobation als Arzt; anschließend Assistent, ab 1957 Oberassistent an d. Abteilung Biochemie

              1952 VI 4                                Promotion zum Dr. med. mit Prädikat „sehr gut“ an d. Humboldt-Universität zu Berlin; Diss.: „Über Induktionsgeschwülste u. ihre Kriterien. Eine Untersuchung über die Induktionstheorie (Virustheorie) d. Krebsentstehung“

              1960 V                                    Habilitation für experimentelle Onkologie an d. Humboldt-Univ. mit d. Schrift: „Über leukämieerzeugendes Agens in verschiedenen Mäusetransplantationstumoren“

              1960 IX– 1966 IX                   Leiter d. Arbeitsgruppe, ab 1961 Direktor d. Forschungsstelle für experimentelle Onkologie d. DAW in Potsdam-Rehbrücke

              1967 VIII                                 Flucht in die BRD

              1968 I                                     Einstellung am Institut für Hygiene u. Medizinische Mikrobiologie an Sektion D d. Med. Fak. Heidelberg, ab Dezember 1969 selbständige Fak. für Klinische Medizin Mannheim d. Univ. Heidelberg

              1968 XI                                   Umhabilitation für Präventive Onkologie in Heidelberg mit der Vorlesung „Aphorismen u. experimentelle Streiflichter zum Krebsproblem“

              1969 XI-1971 II                       Gründer u. bis 1990 Vorsitzender des Ärztlichen Arbeitskreises Rauchen u. Gesundheit e.V. (ÄAGR)

              1970 VII-IX                             Ernennung zum Wissenschaftlichen Rat mit d. Eigenschaft eines Beamten auf Lebenszeit u. Verleihung des Professorentitels

              1975-1989                              Mitglied des Sachverständigenbeirats „Tobacco or Health“ d. WHO (Weltgesundheitsorganisation)

              1989 IV 1                                Emeritierung

Ehrungen: Bundesverdienstkreuz am Bande (1977); Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens (1979); Medienpreis für eine rauchfreie Gesellschaft d. Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. (1996).

Schul- und Kriegsjahre

Das turbulente Leben S.s bestätigt anschaulich die alte Weisheit, dass der Charakter eines Menschen sein Schicksal sei.

S. wurde als zweites Kind in die Familie des deutschen Lehrers im Sudetenland, Anton S., geboren. Er besuchte vier Klassen der Volksschule in Soden (Bezirk Karlsbad), dann sechs Jahre lang das deutsche Staatsgymnasium in Karlsbad. Sein Vater gehörte seit 1923 der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei an und wirkte auch als Parteifunktionär, was natürlich auch Einstellungen des jungen S. prägte. 1939 wurde der Vater verhaftet, ins KZ Dachau eingeliefert, nach zehn Monaten aber entlassen und in eine Schule nach Brüx versetzt. Dort besuchte S. die restlichen zwei Jahre der Oberschule für Jungen, die er im März 1942 mit Reifezeugnis und der Gesamtnote „gut“ beendete. Sofort nach seinem Abitur wurde der achtzehnjährige S. zum Militär in die Infanterie berufen. Während der ersten Monate seines Dienstes versuchte S. Medizin zu studieren. Er ließ sich an der Karls-Universität in Prag immatrikulieren, in der Hoffnung, Studienurlaub zu bekommen. Dies klappte aber nicht und S. musste im Juli 1942 an die Ostfront. Er „machte die Abwehrkämpfe im Winter 1942 im großen Donbogen mit“ (UA Greifswald: Exm. 204 – Schmidt, Ferdinand, Lebenslauf). Offensichtlich war S. ein guter Soldat. Man beförderte ihn zunächst zum Gefreiten, dann zum Obergefreiten, zum Oberjäger und zuletzt zum Leutnant der Reserve. Er wurde zwei Mal, im Juli 1943 und im Oktober 1944 verwundet. Nach der zweiten Verwundung wurde er in ambulante Behandlung nach Brüx entlassen. Hier, zu Hause, erlebte er das Kriegsende. Nun verdiente S. und die ganze Familie ihren Lebensunterhalt durch Arbeit in der Landwirtschaft. Zum Ende des Jahres musste aber die Familie aus dem Sudetenland nach Deutschland fliehen. Anfang 1946 erreichte sie Greifswald in der sowjetischen Zone. Der Vater erhielt nun den Status „OdF“ (Opfer des Faschismus), wurde Mitglied der SED und als Rektor einer Schule bestellt. Auch S. trat im April 1946 der Partei bei, schied aber schon nach einem Jahr wieder aus. Der Grund war, wie er 1951 erklärte, das „unzureichende Maß an innerparteilicher Demokratie“ (ABBAW, VA-PA F.S.).

 

Medizinstudium in Greifswald

Anfang April 1946 stellte S. ein Gesuch, ihn zum Medizinstudium an der Universität zuzulassen. Charakteristisch für die damalige Zeit ist, dass S. in dem zum Gesuch beigelegten Fragebogen seinen Leutnantsrang verschwieg; er gab nur an, dass er als Unteroffizier gedient habe. Als Offizier der Wehrmacht hätte S. nicht studieren dürfen. Dass er Leutnant der Reserve gewesen war, gestand S., in seinem Studentenfragebogen, erst zwei Jahre später, als er schon sein Physikum hinter sich hatte und Mitglied des Freien Deutschen Gewerkschaftsverbands war. Wahrscheinlich hatten auch die politische Vorgeschichte und die Position seines Vaters geholfen, dass der Sohn das Studium aufnehmen durfte.

Natürlich war S. in die sozialen und politischen Verhältnissen der Zeit eingebettet. „Mein Hauptwunsch“, schrieb er im beigelegten Lebenslauf, „ist heute wie schon seit frühester Jugend, Arzt zu studieren und was in meinen Kräften liegt mitzuhelfen, die sozialistische Idee in die Studentenschaft und die werktätigen Massen des deutschen Volkes zu tragen“ (ebd.). S. zeigte sich tatsächlich sozial aktiv. Er wurde 2. Vorsitzender des Studentenrats und Vertreter von Studenten im Zonenrat der Sowjetischen Besatzungszone.

Ab Herbst 1948 gab S. seine gesellschaftlich-politische Tätigkeit auf, um sich ausschließlich der Wissenschaft zu widmen. Mit außerordentlichem Fleiß bereitete er eine umfangreiche theoretische Arbeit „Über heterologe Verimpfung und Entstehung des Krebses“ vor, wo er eine sehr große Anzahl wissenschaftlicher Publikationen zum Thema zusammenfasste – und das gleichzeitig mit seinem Studium und Vorbereitungen zum ärztlichen Staatsexamen. Dieses bestand. er im Mai 1951 mit „sehr gut“ und schloss damit sein Studium ab.

Arbeit in der DAW und Promotion an der Humboldt-Universität

Nach seinem Staatsexamen begab sich S. nach Berlin, um sich beim Institut für Medizin und Biologie zu bewerben. Das Institut wurde 1947 auf Befehl der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) in den Gebäuden des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Gehirnforschung mit der zugehörigen Klinik in Berlin-Buch eingerichtet und der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW) übergeben. Die SMAD gab auch Orientierungen vor: Schwerpunkte sollten Probleme der theoretischen und klinischen Medizin sein, insbesondere sollte die Krebsforschung im Vordergrund stehen. Die Leitung des gesamten Instituts und dessen Abteilungen für Biophysik und für Geschwulstforschung wurde dem bekannten Physiker und Radiologen Prof. Dr. Walter Friedrich (1883-1968) anvertraut. Für letztere Abteilung gewann Friedrich den Pionier der experimentellen Onkologie Arnold Graffi (1910-2006).

S. meldete sich bei Friedrich und Graffi und übergab ihnen seine theoretische Schrift. Der Direktor des Pathologischen Instituts Greifswald, Alexander Bienengräber (1911-1991), charakterisierte S. damals so: „Der an sich intelligente, fleißige und impulsive Kollege, [der] sich jedoch nicht führen und leiten lässt – woraus er übrigens keinen Hehl macht“ (ABBAW, VA-PA F.S., Brief von Bienenfeld an Graffi von 25.7.1951). Ähnlich klingt eine andere Äußerung: „Er [S.] ist außerordentlich fleißig… Wie manche junge Autodidakten leidet er an einer ganz erheblichen Selbstüberschätzung“ (ebd., Brief von Professor Roland Felix, Direktor der Chirurgischen Klinik der Charité an Friedrich vom 6.8.1951). So waren Bedenken von Friedrich und Graffi verständlich. „Anderseits ist der große Fanatismus, mit dem er [S.] diese Arbeit bis jetzt betrieben hat, durchaus anerkennenswert und deshalb war auch Herr Prof. Friedrich der Meinung, ihm eine Chance zu geben“, berichtete Graffi (ebd., Brief an Bienengräber vom 13.8.1951).

S. kam in das Laboratorium für biologische Geschwulstforschung, das Graffi leitete. Hier schrieb S. seine Doktorarbeit, die eine kritische Analyse der Literatur über Theorien der Krebsentstehung darstellte. Den Schwerpunkt seiner Analyse bildete die sog. Induktions- oder Virustheorie, die als effektive Arbeitshypothese neue Fragestellungen für das Tierexperiment eröffnete. S. kritisierte energisch die weit verbreitete Mutationstheorie von Karl Heinrich Bauer (1890-1978), die seiner Meinung nach durch die Induktionstheorie ersetzt werden sollte. Bereits Anfang 1952 war die umfangreiche Dissertation fertig und S. legte sie der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität mit dem Gesuch um die Promotion vor. Im Gutachten des Ordinarius für Pathologie Hans Anders (1886-1953) stand: „Die vorliegende Arbeit ist, abgesehen von sehr großem Fleiß, vor allem mit einem erheblichen Maß an wissenschaftlicher Kritik abgefasst. Wenn sie auch im wesentlichen literarischer Inhalt ist, ist sie für den Leser außerordentlich anregend“ (UA Berlin: Med.Fak.02, Promotionen 02.04.1952-30.06.1952, Ferdinand Schmidt). Die Doktorprüfung in der Chirurgie, Innere Medizin und Pathologie fand am 4. Juni stand, und am denselben Tag erhielt S. sein Diplom mit dem Prädikat „sehr gut“

Experimentelle Forschungen über Krebsentstehung in der DAW

Prioritätsstreit mit A. Graffi und Habilitation

Nach der Promotion arbeitete S. seine Materialien in eine Monographie (1953) um, wo er die Virustheorie weiter als Arbeitshypothese darstellte, auf welcher experimentelle Krebsuntersuchungen basieren sollten. Er schloss mit dem Appell ab: „Freie Bahn dem Experiment!“ (1953, 113). Im Vorwort erklärte er, dass diese Experimentalarbeit bereits begonnen wurde und dankte Graffi „vor Allem für die Öffnung der Wege zu Versuchen experimenteller Beweisführung, sein menschliches Verständnis, sowie für seine wertvollen Ratschläge“ (1953, V).

Mit Einverständnis von Graffi und des Direktors der Geschwulstklinik, Heinrich Cramer (1890-1960), wechselte S. ab Januar 1954 in diese Klinik, um seine Pflichtassistentenzeit und damit die Vollapprobation als Arzt abzuschließen. Es ist kaum zu bezweifeln, dass im Hintergrund das Streben S.s stand, unabhängig von Graffi weiter zu arbeiten, was er eigentlich bereits im September 1953 im Labor der Klinik begonnen hatte.

Eben in diese Zeit in der Klinik fällt die bedeutendste Entdeckung S.s, nämlich eines neuen krebserregenden Virus, des sog. Myelose-Virus, das für Leukämie verantwortlich ist.

Nach S.s Vortrag darüber am Institutskolloquium im September 1954 bemerkte Graffi in der Diskussion, dass er die Suche nach krebserzeugenden Viren bereits vor dem Krieg angefangen habe und dass nun erste positive Ergebnisse über die Existenz des Myelose-Virus in seinem Labor vorlägen. Nun geriet S. in Kontroverse mit Graffi, dem, wie er noch kürzlich schrieb, „meine Verehrung in gleicher Weise als Mensch wie als Wissenschaftler“ galt (1953, V). Bei diesem Streit hatte der Alleingänger S., ein unbekannter Dr. med., dazu „politisch äußerst schwach entwickelt“ (ABBAW, VA-PA F.S., Aktennotiz der Kaderabteilung vom 3.11.1951) gegen einem international anerkannten Professor, der die Unterstützung des Institutsdirektors Friedrich genoss, offensichtlich keine Chance.

So kehrte S. nach der Vollapprobation nicht zu Graffi zurück. Der bekannte Biochemiker Karl Lohmann (1898-1978), der S.s Eifer sehr schätzte, nahm ihn in seine Abteilung für Biochemie (ab Mai 1955 Arbeitsbereich Biochemie) auf. Später betonte S.: „In Prof. Lohmann fand ich einen selbstlosen Freund und Förderer“ (UA Heidelberg, PA 8682). Hier setzte S. seine Forschungen zur experimentellen Untermauerung der Virustheorie fort.

 

Im Herbst 1958 legte S. seine Habilitationsschrift „Über leukämieerzeugendes Agens in verschiedenen Mäusetransplantationstumoren“ der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität vor. Im Universitätsarchiv ist keine Habilitationsakte vorhanden, einige Informationen sind jedoch bekannt. Graffi war als Mitgutachter bestimmt und war mit der Darstellung S.s sicher nicht einverstanden. Der Streit zwischen S. und Graffi entbrannte erneut, wobei S. Graffi persönlich beleidigte und deshalb im April 1959 „ernst ermahnt“ wurde (ABBAW VA-PA Dr. F. S.). Eine Kommission, vermutlich schon voreingenommen, entschied den Prioritätsstreit zugunsten von Graffi. Dabei wurde vorgeschlagen, den unbequemen Wissenschaftler aus Berlin-Buch sofort in das neue Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke zu versetzen. Lohmann, unter dessen Betreuung das neue Institut stand, schlug dagegen vor, eine besondere Forschungsstelle für experimentelle Onkologie am Institut für S. einzurichten, solange aber S. in Berlin-Buch zu belassen, um ihm die Möglichkeit zu geben, die begonnenen Arbeiten abzurunden. S. durfte sich auch letztendlich habilitieren, was am Anfang Mai 1960 stattfand.

Gleichzeitig beendete S. sein fundamentales Werk „Krebs, Virus u. Induktor. Eine Untersuchung über die Krebsentstehung“, wo er das riesige Material der Weltfachliteratur auf geradezu 865 Seiten zusammenfassen konnte. Als die ersten Andrucke Berlin erreicht hatten, entfachte sich ein neuer Prioritätsskandal. Denn S. hatte auf zwei Seiten nach wie vor sein Bild von Krebsforschungen in Berlin-Buch mit dem Anspruch auf seine eigene Priorität der Entdeckung des Myelose-Virus dargestellt. Der Vorstand der Forschungsgemeinschaft verlangte, diese zwei Seiten zu entfernen; sonst würde die Auslieferung des Buchs verboten. Um sein mehrjähriges Werk zu retten, musste S. sich beugen.

Die Auseinandersetzungen mit Graffi führte S. auch später fort, nachdem er in die BRD gekommen war, wobei er die Entfernung der zwei Seiten aus seinem Werk so bezeichnete: „…besonders drastisches Beispiel der Auswüchse, … die als Folge der Reglementierung der Wissenschaft im anderen Teil Deutschlands möglich ist“ (1969. Prioritätsstreit…, 4037). Beide Seiten blieben bei gegensätzlichen Meinungen, und sogar ein Gerichtsprozess (1972), bei dem Graffi Angeklagter war, brachte nichts, obwohl Graffi bereit war zuzugeben, „dass Versuche zur Erzeugung von Leukämie … durch Mitarbeit S,s in dem von ihm geleiteten Institut eine wesentliche Förderung erfahren hatten“ (StadtA Mannheim, S1/4697). Es scheint, das beide Recht hatten: Graffi, weil er das ganze Forschungsgebiet eröffnet und S. eine allgemeine Anregung gegeben hatte, S., weil er als erster die Existenz des Myelose-Virus eindeutig bewiesen hatte.


Leitung der Forschungsstelle für experimentelle Onkologie

Nach Streitigkeiten im Juni-Juli 1960 musste S. unverzüglich nach Potsdam-Rehbrücke als Leiter einer Arbeitsgruppe übersiedeln. Ab Juli 1961 wurde er offiziell zum Leiter der neuen Forschungsstelle ernannt und mit der Thematik des Instituts für Ernährungsforschung beauftragt. Insbesondere musste er zu Problemen der Onkologie, die im Zusammenhang mit Rauchen standen, sich nun orientieren. Er beteiligte sich im Auftrag des Gesundheitsministeriums der DDR im Aufklärungsfilm „Darf ich Ihnen keine anbieten“ 1959 über Gefahren des Rauchens. Von ihm kamen „Anregung, wissenschaftliches Exposé und fachliche Beratung“ (UA Heidelberg PA 8682). Diese Problematik fand in vielen Artikeln und Vorträgen ihren Niederschlag. 1966 publizierte S. im Verlag „Volk und Gesundheit“ ein Büchlein, das bald auch in der BRD aufgelegt wurde (1966, „Verkürzt Rauchen das Leben?“). Unter dem aufregenden Titel „Weil Du rauchst, musst Du früher sterben“ gab er „mit seiner streng wissenschaftlichen, dabei aber allgemeinverständlich, flüssig und anschaulich geschriebenen Broschüre“, so in einer lobenden Rezension (Das Deutsche Gesundheitswesen 22, 1967, 1913f.), zweifelfreie Beweise, dass die Entstehung des Bronchialkarzinoms vor Allem durch das Zigarettenrauchen stimuliert werde. S. schlug auch ein realisierbares Programm vor, um Schäden zu vermindern.

S. baute seine Forschungsstelle erfolgreich auf, 1965 zählte sie 25 Mitarbeiter. Der Vorstand der Forschungsgemeinschaft prämierte S. zweimal, im Dezember 1961 und im November 1964 mit 1500 und 2000 DM. Es schien so, dass seine wissenschaftliche Karriere sich endlich stabilisierte und weiterentwickelte. Das war aber nicht der Fall.

Ende März 1966 – Lohmann war schon im Ruhestand – beschloss der Vorstand der Forschungsgemeinschaft die Forschungsstelle aufzulösen, weil ihre Arbeiten nur auf die Bestätigung schon vorhandener Ergebnisse gerichtet seien. S. kämpfte vehement dagegen, wobei er wieder zu persönlichen Beleidigungen mehrerer Professoren griff. Die Sache mündete in ein Disziplinarverfahren, S. wurde Anfang Mai mit strenger Rüge bestraft. Als eine Folge zeigte sich die Einstellung von Vorbereitungen zur Berufung S. auf eine Professur an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität.

Nach vielen Monaten mit Besprechungen bei verschiedenen hohen Instanzen einschließlich Zentralkomitee der SED, unterschrieb S., zusammen mit dem Direktor des Instituts für Krebsforschung Graffi am 15. Juni 1967 einen Arbeitsvertrag, der S. die Leitung einer Arbeitsgruppe (nun sechs Menschen einschließlich S.) in der Außenstelle des Instituts für Krebsforschung in Potsdam-Rehbrücke übertrug. Es bleibt nur zu erraten, was er dabei fühlte.

Später positionierte sich S. als Opfer der politischen Verfolgungen, die Sache sieht aber so aus, dass nicht die Politik, sondern eher seine zänkische Natur die Hauptursache seiner Niederlage in der DDR war.

Flucht aus der DDR

Die kommunistischen Ideale, die S. von seinem Vater eingeprägt worden waren und denen S. zunächst vertraute, verwandelten sich in der DDR in ihr Gegenteil. Später durfte er sagen: „Ich habe sie kennengelernt, die Diktatur des Proletariats, die in Wirklichkeit eine Oligarchie einiger Parteibonzen ist“ (StadtA Mannheim, S1/4697, 1972).

Vermutlich wurde die Auflösung der Forschungsstelle samt den danach erfolgten Ereignissen zum Anlass, die DDR zu verlassen.

Die Umstände dafür waren damals äußerst ungünstig. Seit Jahren stand die Berliner Mauer, die Grenze war dicht, die sechsköpfige Familie konnte sie kaum überwinden, Die entscheidende Hilfe kam von der älteren Schwester S.s Hilde, die damals bei Ulm wohnte. Jan S. berichtet: „Ich und mein älterer Bruder wurden von meiner Tante Hilde als ihre eigenen Söhne über die Grenze geschmuggelt, meine Mutter, mein Vater und meine Schwester liefen nachts vorbei an Wachtürmen und Hundepatrouillen von Rumänien nach Jugoslawien, mein kleiner Bruder als Säugling im Koffer unter Narkose als Handgepäck“ (Brief vom 26.3.2018). Insgesamt war es ein kühnes und gefährliches Abenteuer, das viel Mut und Entschiedenheit von den Eltern verlangte. Die Familie fand zunächst ein Anwesen bei Hilde. S. wurde als politischer Flüchtling anerkannt, er erhielt den sog. C-Ausweis, der für Flüchtlinge aus der „Sowjetzone“ galt und die Möglichkeit für Eingliederung und finanzielle Unterstützung gab.

Forschungsstelle für präventive Onkologie in Mannheim

Nun begann S. eine Stelle als Onkologe zu suchen, was ihn nach Heidelberg führen sollte: 1964 wurde hier, dank der Bemühungen von K. H. Bauer (III, 23), das Deutsche Krebsforschungszentrum gegründet. Ergebnis verschiedener Gespräche und Verhandlungen war, dass S. für das Gebiet der präventiven Onkologie vorgeschlagen wurde – in Rahmen des Instituts für Hygiene u. Mikrobiologie der beim Klinikum Mannheim 1964 neu gegründeten Fakultät für Klinische Medizin der Universität Heidelberg. (Bis 1970 war es die Sektion D der Heidelberger Medizinischen Fakultät).

Anfangs waren die Verhältnisse noch ziemlich unbestimmt, umso mehr, als die Mannheimer Fakultät noch im Entstehen war. Ab Januar 1968 galt S. als ein Angestellter des Klinikums Mannheim, zunächst aber erhielt er sein Gehalt aus besonderen Mitteln des Landes, die für Unterbringung Vertriebener und Flüchtlinge bestimmt wurden. Erst im Juni 1968 fand sich für S. die Stelle eines Oberarztes des Klinikums. Im Herbst desselben Jahres konnte S. sich in Heidelberg für das Fach „Präventive Onkologie“ umhabilitieren. Seitdem las er eine Stunde pro Woche „Präventive Onkologie in Experiment und Klinik“ und nahm auch an Lehrveranstaltungen des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie teil.

Nach zwei Jahren erfolgreicher Tätigkeit stabilisierte sich die Position S.s. Im Sommer 1970 wurde er zum Wissenschaftlichen Rat und Professor mit Eigenschaft eines Beamten auf Lebenszeit ernannt. Seine Forschungsstelle für präventive Onkologie, zwar ins Institut für Hygiene und Mikrobiologie eingegliedert, genoss volle Selbständigkeit, auch die territoriale. So erhielt sie 1973 Räume in der damaligen Fachhochschule für Sozialwesen.

 

Der Kämpfer gegen das Rauchen

Vom Anfang an war S. sich im Klaren, dass bei den vorhandenen sehr begrenzten Umständen (für die Forschungsstelle wurden nur 8 Mitarbeiter bestimmt) „ein wissenschaftlicher Ein-Mann-Betrieb“ (1986, Die Forschungsstelle, 116) aus dem gesamten Fachgebiet nur eine Richtung erfolgreich bearbeiten kann und deswegen auch muss. Er wählte das Rauchen als Zentralthema. Die Gründe waren, wie folgt: Erstens, wurde bereits weltweit festgestellt, dass Rauchen sich „zur wichtigsten einzelnen Kranken- und Todesursache entwickelt [hat]“ (ebd.). Zweitens, gibt es „keine andere Krebsursache, die im Prinzip so leicht verhütbar wäre wie das Rauchen“ (ebd.) Und drittens, existierte in der BRD kein anderes wissenschaftliches Institut, das sich mit diesem Thema befasste.

Wie erwähnt, war die Problematik für S. nicht neu. Im Westen dürfte der ewige Rebell sich nun die Freiheit nehmen, das Problem auch auf der politischen Ebene aufzugreifen. Bereits Im August 1969 veröffentlichte S. zusammen mit zwei Kollegen einen „Gründungsaufruf“ über die dringende Notwendigkeit, eine Interessengemeinschaft zu organisieren, die „Bemühungen zur Bekämpfung der Gesundheitsschäden durch Rauchen“ (1969, Ärztlicher Arbeitskreis, 1631) koordinieren könnte. Zum November 1969 zählte der zu bildende Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit über 200 Ärzte, und im April 1970 publizierte er den Offenen Brief an die Bundesregierung und die Regierungen der Länder der BRD „Über den Zigarettentod“ mit Forderungen zum Schutz der Jugend und zum Schutz der Nichtraucher in der Öffentlichkeit und am Arbeitsplatz.

Ende Februar 1971 fand in Mannheim die 1. Jahreshauptversammlung des Ärztlichen Arbeitskreises „Rauchen und Gesundheit“ (ÄARG) statt, wo dieser sich endgültig offiziell als e. V. etablierte und S. als Vorsitzender wählte. S. hielt auf dieser Tagung den Vortrag über seine dreiwöchige Studienreise in die USA im Dezember 1970, um Informationen über die amerikanischen Maßnahmen gegen das Rauchen zu sammeln. Die Reise wurde dank der Unterstützung einer Stiftung zur Förderung der Volksgesundheit möglich.

S. verstand es, die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen. Bereits im September 1971, beim 1. Europäischen Kongress „Rauchen und Gesundheit“ in Bad Homburg, erhob S. die Forderung, dass der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium zurücktreten müsse, weil er keine einzige Maßnahme gegen das Rauchen geplant habe. Die wohl spektakulärste Aktion dieser Art war die Affäre „Schmidt gegen Schmidt“: 1976 erstattete S. Strafanzeige gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt, weil dieser in einer Fernsehdebatte geraucht hatte. Ein Regierungschef, so S., sei moralisch verpflichtet mit gutem Beispiel voranzugehen. Natürlich wusste S., dass er den Prozess verlieren würde. Sein Ziel war, möglichst breite Bevölkerungskreise zu veranlassen über Rauchen nachzudenken.

S. hat sich aller Bereiche und Facetten der Raucherschäden experimentell, klinisch, sozialmedizinisch, aber auch sozialpolitisch angenommen. Zwischen 1969-1996 trat er in verschiedenen Zeitschriften mit Artikeln, Buchbesprechungen, Leserbriefen und Diskussionsbeiträgen, sowie mit Broschüren und Faltblättern wenigstens 420 Mal gegen Rauchen auf; wobei er nicht scheute, fast dasselbe an verschiedenen Orten und in Zeitschriften zu wiederholen. Ein Auswahl (s. W) zeigt, wie vielseitig S. die Problematik behandelte. Insbesondere hat S. das Passivrauchen als gesundheitliche Schädigung wirkungsvoll im öffentlichen Bewusstsein verankert.

Kein Wunder, dass die Raucher und besonders die Tabak-Industrie bestrebt waren, ihre Positionen zu verteidigen, die Schädlichkeit des Rauchens zu relativieren, das Passivrauchen zu verharmlosen und jegliche gesetzlichen Beschränkungen bezüglich Rauchen und Tabakwaren zu verhindern. S. und seine Mitstreiter kämpften dagegen vehement. Ein Beispiel dafür:

Mitte der Siebziger Jahre erhielt der Verein zur Förderung des deutschen Tabakwareneinzelhandels auf die Anzeige des ÄARG hin wegen der im Stile einer Boulevardzeitung aufgemachten Werbeschrift "Raucherdepesche", die kostenlos in einer Auflage von einer Million verteilt und in der z.B. Passivrauchen zu einem "Märchen" erklärt wurde, eine Geldbuße in Höhe von 20.000 Mark. Zusätzlich erging gegen den Vorsitzenden dieses Vereins ein Bußgeldbescheid in Höhe von 5.000 Mark. Nicht umsonst galt S. als „der streitbare Professor“ (StadtA Mannheim S1/4697, 1998).

                 Die Tätigkeit S.s fand auch internationale Anerkennung. Ab 1975 und bis seiner Emeritierung war S. Mitglied des Sachverständigenbeirats „Tobacco or Health“ der WHO (World Health Organisation =Weltgesundheitsorganisation). Auf der Weltkonferenz über Rauchen und Gesundheit, 1983, Winnipeg, Kanada wurde er zum Präsidenten des Koordinierungskomitees „Rauchen und Gesundheit“ der EG-Länder gewählt. Als die American Cancer Society die internationale Zeitschrift „World Smoking & Health“ 1976 gründete, wurde S. bald zum Redaktionsrat (Editorial Advisory Board) berufen; er war Mitglied des Rats vom 1977 (Bd. 2) bis 1989 (Bd. 14), d.h. bis zu seiner Emeritierung.

Das soziale Engagement S.s zeigte sich auch in einer Episode, die zwar außerhalb seiner Arbeitsaufgaben lag, sagt aber viel über die Person S.. Nach den Studentenrevolten 1968 hielten linksradikale Gruppierungen starke Positionen noch mehrere Jahre in der Heidelberger Universität; sie bemühten sich um verschiedene skandalöse „Fälle“. S. fühlte sich verpflichtet, nicht zu schweigen. In Sorge, dass die studentische Jugend den Blick für das Wesentliche verliert und „recht falsche Wertmaßstabe setzt“ (StadtA Mannheim, S1/4697, 1972), forderte er im Februar 1972 das Heidelberger Studentenparlament auf, einen Studentenaustausch mit der DDR zu beantragen: „Das Kultusministerium oder eine andere Stelle sollte allen linksradikalen Studenten ein Stipendium bewilligen, das es ihnen ermöglicht, wenigstens ein Semester an einer DDR-Universität zu studieren“ (ebd.). Er sei überzeugt, dass solche Maßnahme ein gutes Mittel wäre, die Jugend zum Umdenken zu veranlassen. Dieses Projekt blieb leider nicht realisiert.

Theorie der Evolution

Ein besonderer Ort in der wissenschaftlichen Tätigkeit S.s gehört seiner „kybernetischen Theorie der Evolution“. Vermutlich entstanden die ersten Gedanken bereits bei der Bearbeitung von Problemen der Krebsentstehung, aber das umfangreiche Werk mit dem Titel „Grundlagen der kybernetischen Evolution. Eine neue Evolutionstheorie“ erschien nach mehrjähriger Arbeit erst 1985. S.s Ausgangspunkt war, dass die Darwinsche Theorie der Evolution überholt sei, weil die Rolle der Wahrscheinlichkeit mit fortschreitender Kompliziertheit der Organismen zurücktrete, und dementsprechend, dass „nicht der Zufall, sondern kybernetische Gesetzmäßigkeiten der entscheidende Motor der Evolution sind“ (1985, Grundlagen…, 13).

Die Hauptthesen seiner Theorie, wie er sie später formulierte, lauten: „Der entscheidende Faktor der Evolution ist die Neusynthese von Genen. Sie erfolgt nicht zufällig, sondern nach kybernetischen Prinzipien….Das Grundprinzip der Kybernetik – die Steuerung über Regelkreise durch Koppelung und Rückkoppelung – ist in allen lebenden Zellen und Organismen wirksam“ (1987, Grundlagen der Theorie…, 55).

S.s Vorstellungen trafen auf heftige Kritik der Anhänger der traditionellen Darwinschen Theorie. Deswegen ist das Bekenntnis S.s verständlich: „Wenn ich nicht Onkologe, sondern Biologe wäre, hätte ich vermutlich nicht wagen können, meine Monographie zu veröffentlichen, ohne meine wissenschaftliche Laufbahn zu gefährden“ (ebd., 68).

Um die Situation abzuklären, organisierte S. 1987 in Heidelberg ein internationales Symposium „Neodarwinistische oder kybernetische Evolution?“, wo alle Standpunkte dargestellt wurden.

Die Diskussionen über Theorien der Evolution dauern auch heute noch an. Ob S. recht hatte, bleibt offen, jedenfalls gehört ihm zweifellos das Verdienst, die schwachen Punkten des Darwinismus aufzuzeigen.

Fazit

Die wissenschaftliche Lebensbahn S. ist deutlich in zwei Abschnitten aufgeteilt. In der DDR war er Krebsforscher, von dem wichtige experimentelle Arbeiten stammen, insbesondere die Entdeckung eines Leukämie erzeugenden Virus. In der BRD wirkte S. vor Allem organisatorisch als erfolgreicher Kämpfer gegen das Rauchen.

S. besaß eine ausgeprägte literarische Ader. Er schrieb viel, gelegentlich zu wortreich, oft polemisch. Sein literarisches Erbe ist deswegen sehr umfangreich. Obwohl ein ausführliches Werkeverzeichnis von ihm fehlt, konnten wenigstens 540 seiner Publikationen festgestellt werden: Er war ja ein unermüdlicher Arbeiter.

Was S. auch immer unternahm, machte er gründlich und leidenschaftlich. Sein Schaffensdrang ist deutlich auf allen drei Gebieten zu erkennen, die er während seiner wissenschaftlichen Laufbahn bearbeitete – Theorie der Krebsentstehung, Theorie der Evolution, die Problematik des Rauchens.

Dahinter stand überall seine wissenschaftliche Philosophie, die am besten mit zwei Zitaten charakterisiert werden kann:

„Jeder Fortschritt […] geht zunächst vom Sammeln experimenteller Befunde aus. Oft scheinen die Ergebnisse dürftig zu sein und sich ganz am Rande zu bewegen. Eines Tages, nachdem weiteres Neuland dem Verständnis erschlossen worden ist, wird manches bislang Unwesentliche vielleicht wichtig – plötzlich geht es dann mit einem spürbaren Ruck vorwärts“ (1960, Krebs, Virus und Induktor, 1).

„Alle neuen Gedanken sollten ohne Vorurteil begrüßt und geprüft werden, wenn wir der wissenschaftlichen Wahrheit […] näherkommen wollen. Das kann nur durch eine objektive Wertung von Argumenten und Gegenargumenten geschehen. Nur das Argument sollte zählen, nicht die Person“ (1989, Internationales Symposium „Neodarwinistische oder kybernetische Evolution?“, Eröffnungsrede, 3).

Die Figur S.s mit ihren Eigenarten verbleibt in der Geschichte der Medizin Deutschlands.

Q UA Greifswald: Exm. 204 – Schmidt, Ferdinand (Studentenakte S.), Auskunft vom 16.04.2018; A d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (ABBAW): VA-PA. Dr. Ferdinand Schmidt (Personalakte S.); S. UA Berlin: Med.Fak.02, Promotionen 02.04.1952-30.06.1952, Ferdinand Schmidt; UA Heidelberg: PA 1156, PA 8682 (Personalakten S.); StadtA Mannheim (MARCHIVUM), Bestand Dezernat Registratur, 18/1993, Nr. 38 (Ärztliche Arbeitskreis Rauchen u. Gesundheit); ZGS S1/4697 (Biographische Sammlung F. S.); Auskunft von Prof. Dr. Jan Schmidt: Brief vom 26.03.2018.

 W Über die Virustheorie – Induktionstheorie – d. Krebsentstehung. Eine Arbeitshypothese. 1953; Über ein neues Prinzip d. Tumorübertragung: Transplantation durch Aspiration von Geschwulstzellen u. deren Bedeutung für das Problem d. intrakanalikulären Krebsmetastasierung, in: Archiv für Geschwulstforschung 6, 1953/54, 118-131; (mit A. Graffi) Methodische Versuche zur Frage d. subzellullären Übertragung von Mäusetumoren, in: Das Deutsche Gesundheitswesen 8, 1954, 1314-1319; Versuche zur Induktionstheorie d. Krebsentstehung, ebd., 1319-1327; Über die Entstehung von lymphoiden Tumoren bei Experimenten auf Basis d. Induktionstheorie d. Krebsentstehung, in: Naturwissenschaften 41, 1954, 504f.; Über Filtratversuche mit Mäusetransplantationstumoren, in: Zs. für Krebsforschung 60, 1955, 445-455; Über heterologe Tumorübertragung, insbesondere durch Aspiration von Geschwulstzellen, ebd. 581-589; Über Tumorübertragung durch Aspiration u. deren Bedeutung, in: Naturwissenschaften 42, 1955, 104; Über das gehäufte Auftreten verschiedenartiger Geschwülste bei den Nachkommen von Müttern mit Transplantationstumoren, ebd., 347; Über Filtratversuche von Mäusetumoren mittels bakteriendichter Filter, ebd., 347f.; (mit K. Lohmann) Die Sauerstoffempfindlichkeit u. Beständigkeit des leukämieerzeugenden Induktors aus Ehrlich-Ca-Filtraten, in: Naturwissenschaften 43, 1956, 20; Über Leukämieübertragung durch Aspiration, ebd. 20f.; Reversible Virusaktivierung durch SH-Blocker u. Immunisierung, ebd., 562; Die Krebsentstehung im Lichte neuerer experimenteller Befunde, in: Deutsche Akademie d. Wissenschaften zu Berlin 1946-1056, 1956, 273-296; (mit K. Lohmann) Über einige Eigenschaften des leukämieerzeugenden Agens aus Ehrlich-Ca-Filtraten d. Maus, in Zs. für Krebsforschung 61, 1957, 520-526; Über die Bedeutung d. freien SH-Gruppen für die Aktivität des Agens des Rous-Sarkoms u. des Shope-Papillom-Virus, ebd., 527-533; Leukämie u. Virus. Versuch einer Deutung experimenteller Ergebnisse bei Tier u. Mensch, in: Zs. für die gesamte Innere Medizin u. ihre Grenzgebiete 12, 1957, 337-348; Über die Übertragung von Tumoren durch Fütterung von Tumorgewebe, in: Zs. für Krebsforschung 62, 1958, 434-445; (mit E. Liss u. R. Coutelle) Über Versuche mit radioaktiv (J131) markierten Antikörpern gegen Nucleinsäuren u. Nucleoproteide aus hepatocellulul#rem Rattencarcinom u. normaler Rattenleber, ebd., 658-667; Krebs, Virus u. Induktor. Eine Untersuchung über die Krebsentstehung u. Ausschnitte aus d. speziellen Onkologie, 1960; (mit W. Tessenow) Methodische Versuche zur Errichtung einer Tumorbank, Zs. für Krebsforschung 63, 1960, 284-293; Über die Bedeutung virusartiger Agentien mit leukämieerzeugender Fähigkeit in spontanen Mamma-Carcinomen u. in Transplantationstumoren d. Maus, ebd., 409-414; Zur heterologen Übertragung von Krebs- u. Leukämiematerial des Menschen auf Laboratoriumstiere, ebd., 532-539; Krebs u. Ernährung, in: Ernährungsforschung 6, 1961, 1-28; Erfahrungen mit einer Tumorbank zur Konservierung von Transplantationstumoren, in: Strahlentherapie 117, 1962, 565-571; Knochentumoren bei Ratten nach Transplantation des Walker-Karzinosarkoms u. des Jensen-Sarkoms, in: Das Deutsche Gesundheitswesen 17, 1962, 1672-1677; (mit G. Pose) Über den Einfluss von Fettsucht auf die Entwicklung des Yoshida-Sarkoms bei Ratten, ebd., 2065-2068; Tierexperimenteller Befund mit Tabakextrakten u. Tabakrauchkondensaten in vergleichender pathologisch-anatomischer Sicht, ebd. 18, 1963, 1382-1391; Zigarette u. Lungenkrebs, in: Medizinische Welt 35, 1965, 1948-1956; Zigarette oder allgemeine Luftverunreinigungen? Eine Argumentation über die Ursachen des Lungenkrebses, in: Das Deutsche Gesundheitswesen 20, 1965, 194-204; Verkürzt Rauchen das Leben? 1966; Medikamentöse Unterstützung d. Raucherentwöhnung durch (Di-)Hydrochlorothiazid, in: Münchener med. Wochenschrift 108, 1966, 915-920; (mit K. D. Schwenke u, B. Gassmann) Zur Immunologie d. Histone aus Rattenhepatom u. normaler Rattenleber, in: Naturwissenschaften 54, 1967, 567; Erhöhte Sarkomrate mit 9,10-Dymethyl-1,2-benzanthrazen injizierter männlicher Mäuse nach Kastration, ebd., 591f.; Aphorismen u. experimentelle Streiflichter zum Krebsproblem, in: Münchener med. Wochenschrift 111, 1969, 1545-1553; (mit S. Koller u. L. Krekel) Ärztlicher Arbeitskreis „Rauchen u. Gesundheit“: Gründungsaufruf, ebd., 1631; Ein Prioritätsstreit mit politischem Hintergrund, in: Selecta, das Wochenmagazin des Arztes 11, 1969, 4037-4041: Sind Raucher „andere“ Menschen, in Selecta 12, 1970, 240-242; Über den Zigaretten-Tod, ebd., 1554-1557;

Die amerikanischen Maßnahmen gegen das Rauchen, in: Österreichische Ärztezeitung 26, 1971, 557-559; Neuere Forschungsergebnisse über Gesundheitsschäden durch Rauchen, in: Rehabilitation 24, 1971, 37-40; Zum Problem des „Passiv-Rauchens“, in: Münchener med. Wochenschrift 113, 1971, 702-705; Über den Verkehr mit Tabakerzeugnissen. Vorschläge bei d. Reform des Lebensmittelgesetzes, in: Münchener med. Wochenschrift 114, 1972, 1547-1550; Memorandum: Rauchen u. Bundeswehr, in: Medizinische Welt 23, 1972, 921-924; Ein 10-Punkte-Programm gegen das Rauchen, in: Münchener med. Wochenschrift 115, 1973, Beilage „Aktuelle Medizin“ Nr. 6; Blauer Dunst, in: Selecta 15, 1973, 4896, 4898; „Aktiv-Rauchen“ u. „Passiv-Rauchen“ als schwerwiegende bronchiale Noxe, in: Münchener med. Wochenschrift 115, 1973, 1173-1178; Tabakrauch als wichtigste Luftverschmutzung in Innenräumen u. als pathogene Noxe für Passivraucher, in: Medizinische Welt 25, 1974, 1824-1832; Medikamentöse Unterstützung d. Raucherentwöhnung, in: Münchener med. Wochenschrift 116, 1974, 557-564; (mit K. Geckeler u. K. Schmidt) Zur Placebo-Wirkung von Raucherentwöhnung, ebd., 581f.; (mit A. Wischnath) Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz. Ein Beitrag zur Arbeitsstättenverordnung u. zur Reform des Jugendarbeitsschutzgesetzes, in: Zentralblatt für Arbeitsmedizin u. Arbeitsschutz 25, 1975, 106-110, 141-145; (mit G. V. Bieringer, F. M. Mülbert u. E. W. Schmutz) Drogen-, Tabak- u. Alkoholkonsum Mannheimer Oberschüler, in: Medizinische Welt 27, 1976, 1643-1647; Ergebnisse des 3. Internationalen Weltkongress Rauchen u. Gesundheit, in: Das Öffentliche Gesundheitswesen 38, 1976, 324-327, 760-765; Rauchverbot am Arbeitsplatz – ein Gebot d. Stunde, in: Münchener med. Wochenschrift 118, 1976, 1043-1046; Raucherentwöhnung durch Anti-Raucher-Kaugummi-Dragées, in: Münchener med. Wochenschrift 119, 1977, 1343f.;Tabaksteuer als Instrument einer Politik d. Vernunft: Ein Beitrag zur Sanierung d. Krankenkassen u. Rentenversicherungen, in: Steuer u. Wirtschaft 55, 1978, 39-46; Health Risks of Passive Smoking, in: World Smoking & Health 3, 1978, Nr.1, 19-24; Tabakwarenreklame in d. Öffentlichkeit ist verfassungswidrig, in: Fortschritte d. Medizin 97, 1979, 414-417; Die Gesundheitsschäden des Zwangsrauchens, ebd. 1920-1927; Volkswirtschaftliche Aspekte des Rauchens, in: Das Öffentliche Gesundheitswesen 41, 1979, 724-730; (mit G. Harreis u. Ch. Schultze) Das Rauchen von Schülern verlagert sich auf immer jüngere Jahrgänge, ebd. 42, 1980, 771-778; 10 Jahre Ärztlicher Arbeitskreis Rauchen u. Gesundheit, in: Fortschritte d. Medizin 98, 1980, 714-717; (mit V. Faust)Möglichkeiten u. Grenzen d. Raucherentwöhnung, in: V. Faust (Hg.) Suchtgefahren in unserer Zeit, 1983, 111-124; Raucherentwöhnung, 1984; Grundlagen d. kybernetischen Evolution. Eine neue Evolutionstheorie, 1985;Rauchen schädigt die männliche Zeugungsfähigkeit, in: Andrologia 18, 1986, 445-454; Die Forschungsstelle für Präventive Onkologie, in: 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Geschichte, Forschung u. Lehre, 1986, 116f.;Aktuelle Probleme des Rauchens u. des Passivrauchens, in: Zs. für Allgemeinmedizin 62, 1986, 193-200; Verursacherprinzip in d. Krankenversicherung, ebd.: 663-666; Passivrauchen als wichtigste Schädigung am Arbeitsplatz, in: Medizinische Welt 38, 1987, 1084-1089; Grundlagen d. Theorie d. kybernetischen Evolution, in: F. S. (Hg.) Internationales Symposium „Neodarwinistische oder kybernetische Evolution?“, Heidelberg 15.-17. Juli 1987. 1989, 46-57, Diskussion 57-68; Vogelzug u. Vogelorientierung, ebd., 242-249;

Neodarwinistische oder kybernetische Evolution?, in Biologie heute (Beilage zu „Naturwissenschaftliche Rundschau“), Nr. 367, 1989, 3-5.

L E. G. Jung, K.-H. Usadel, F. S. zum 65. Geburtstag, in: Ruperto Carola 41, H. 79, 1989, 112; Medienpreisverleihung an Prof. Dr. med. F. S., in: Nichtraucher Info Nr. 23, 1996 (https://www.nichtraucherschutz.de/NRI/23/nrinfo23-Medienpr.html); E. G. Jung, Klaus van Ackern, F. S. 70 Jahre, in: Rhein-Neckar-Ztg., Weihnachten 1993; D. Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986, 2009. 545f.

B Foto 1967 UA Heidelberg, PA 8682; Weitere Bilder: Foto 1951, ABBAW, VA-PA. Dr. F. S.; Selecta 11, 1969, Nr. 49, 4037; ebd.,13, 1971, Nr. 23, 2004; ebd., 15, 1973, Nr. 52, 4898; Zs. für Allgemeinmedizin 62, 1986, H. 7, 232